„Lass sein, Dad, davon verstehst du sowieso nichts“, musste sich Brad Paisley vonseinem Sohn anhören, als er sich zu ihm an dieSpielekonsole setzen wollte. „KeineBange, ich wollte Dir nur sagen, dass ich heute früher losfahre. Bitte Deine Mutter,dass sie für mich den gestreiften Anzug und die blaue Krawatte herauslegt, wir sindheute Abend bei den Jeffersons eingeladen“Draußen mahnte das ungeduldige Hupen der Fahrgemeinschaft zur Eile und nurwenige Minuten später hatten die drei Männer den Highway erreicht, der direkt zurAirbase führte. Unterwegs wurde wie immer über die laufende Football-Saisongefachsimpelt und alle waren sich darin einig, dass die Patriots dringend einenbesseren Quarterback benötigten, um bei den „Finals“ ein Wörtchen mitreden zukönnen. Jetzt waren es nur noch wenige Meilen bis zum Flugplatz und das Heulen derstartenden und landenden Kampfjets ließ keine weiteren Gespräche zu. Als wären dieWorte eine Art Schutzwall gegen aufkommende Gedanken gewesen, meldeten sichnun verdrängte Kriegserlebnisse wieder. Seit ihren letzten Einsätzen als Piloten im Irakwaren mehr als zwei Jahre vergangen und dennoch gelang es ihnen nicht, die wohlschrecklichste Phase ihres „Berufslebens“ dauerhaft auszublenden. Nie war man sich sicher, ob man von den sogenannten„Missions“ lebend zur Basis zurückkehren würde und zu den häufigen Schockerlebnissen gehörten die Nachrichten, dassFreunde, mit denen man wenige Stunden zuvor noch „Körbewerfen“ geübt hatte, mir ihren Jets am Boden zerschellt waren.Ihr neuer Arbeitsplatz befand sich auf dem streng abgesicherten Gelände eines großen Militärflugplatzes. Dort betraten die inUniform gekleideten Männer ein unscheinbares Gebäude, um von hier aus per Fahrstuhl in einen 10 Meter tiefer gelegenenBunker zu gelangen. Schnell war der Schichtwechsel vollzogen und die neue Crew checkte zunächst das elektronischeMission Board, um sich über die heute anstehenden Aufgaben zu informieren. Munitionslager, Waffentransporter,Ausbildungscamp und Versteck eines hochrangigen Anführers – und all diese Objekte wurden mit den zielführendenKoordinaten angezeigt. Brad Paisley konnte sich auf seine Kameraden im fernen Afghanistan verlassen, die dort dieunbemannten Flugzeuge betankten und sie je nach Einsatzzweck mit speziellen Waffensystemen bestückten. Ja, diesesogenannten Drohnen waren schon ein Wunderwerk der Technik. Aus einer Distanz von 11000 Kilometern konnte man nuntöten und zerstören und dennoch betrug die Entfernung zwischen Krieg und familiärem Umfeld lediglich eine halbeAutostunde.Da saß Paisley nun in einem vollklimatisierten Raum vor zwei großen Bildschirmen und steuerte mit den beiden Joysticks dieDrohne auf das als Target ausgewiesene Munitionslager zu. Landschaft und Zielgebiet waren gestochen scharf auf denMonitoren zu erkennen. Schnell brachte der erfahrene Kampfpilot das Flugzeug in die ideale Schussposition und mit einemKlick wurde das Target auf dem Live-Bild mit einem Kreis markiert. Ein weiterer Knopfdruck und schon suchten dieabgefeuerten Raketen selbsttätig das Ziel. Die Detonation war gewaltig und voller Stolz hörte Pasley das Lob seinesSupervisors: „Nice shot, excellent job, Brad!“ Auch die anderen Punkte des Mission Boards wurden problemlos abgearbeitet,so dass einem pünktlichem Feierabend nichts mehr im Wege stand.Wieder zuhause angekommen, empfing ihn seine Frau mit der Routinefrage „Na, wie war dein Tag heute?“ „Alles primagelaufen," antwortete Paisley – „aber die gefährliche Heimfahrt in der Rush Hour bereitet mir zunehmend Sorgen und bevor wirgleich zu den Jeffersons rübergehen, sollten wir endlich mal ein ernstes Wörtchen mit unserem Sohn sprechen. Der sitzt denlieben langen Tag an der Spielekonsole und ballert dort nur sinnlos herum“