Klaus Ahlfänger
Von Jugendämtern und Kinderschutzbund toleriert - dürfen frischgebackene Eltern ihren
Nachwuchs mit den absonderlichsten Vornamen stigmatisieren. Wer tagtäglich stundenlang vor
der Glotze hängt, möchte natürlich möglichst viel aus seiner vertrauten virtuellen Serienwelt in
das real existierende Umfeld hinüberretten. Und dazu gehört leider auch, dass man den
unschuldigen Neugeborenen die buchstabierpflichtigen Rollennamen der Hauptdarsteller
verpasst, was einem lebenslangen Fluch gleichkommt.
Mittlerweile dürften viele Kevins und Chantalles selber Kinder haben und aus leidvoller
Erfahrung müssten diese Zielscheiben ständigen Spotts eigentlich aus den Fehlern ihrer Eltern
gelernt haben. Wer jedoch den Urlaub größtenteils am Swimming-Pool verbringt, wird schnell
eines Besseren belehrt. Ständig wird nach irgendeinem Tim Joshua oder einer Melissa-Jolie gerufen und man merkt den
Müttern das Entsetzen an, wenn mehrere Namensgleiche am Beckenrand herumtollen.
Nachhaltig hat sich bei uns das Gebaren einer adipösen Ruhrgebiets-Mutti eingeprägt, die nicht müde wurde, ihren Kindern
Silas und Miley (sprich: Meili) mit irgendwelchen sinnlosen Anweisungen den schönen Aufenthalt zu verleiden. Mit sichtlichem
Stolz schrie sie deren pränatal ausgebrüteten Vornamen durch die Gegend, so dass bei mir die Absicht reifte, sie beim
nächsten schrillen „Meili-Ruf“ samt Liegestuhl ins Schwimmbecken zu kippen.
Wir selbst haben keine Kinder – dennoch würde es im Pool-Gewusel niemanden auffallen, wenn ich nach irgendwelchen
imaginären Kindern rufen würde. Etwa: „Lass das Finn-Chester! „Geh nicht so nah ans Becken, Aurelia Mira Estelle!“ oder
„Melissa-Jolie, lass endlich Conner-Jethro in Ruhe!“
© Klaus Ahlfänger
Wenn der Silas der Miley mit der Schüppe „auffen Kopp haut