Klaus Ahlfänger
Auch mit dritten Zähnen kann man heutzutage noch einen Zahn zulegen. Vermiesten uns bislang
vornehmlich jugendliche Mountain-Biker die als Erholung gedachten Radtouren, indem sie in
halsbrecherischer Weise vorbeirauschten, so sind es nun deren Großeltern, die mit Geschwindigkeiten bis
zu 25 km/h über die engen Radwege brettern und somit zusätzliche Schrecken verbreiten. Wenn dann
urplötzlich ein Pulk von Elektro-Bike-Senioren den Fahrweg freiklingelt, bleibt uns Normal-Pedaleuren
schlimmstenfalls der rettende Sprung in den Straßengraben.
Dank der gestiegenen Anzahl der Elektro-Fahrräder ist die Rücksichtslosigkeit auf den Radwegen nun
generationsübergreifend geworden . Mit kaum wahrnehmbaren Tretbewegungen erreicht man mit einem
Pedelec ein Tempo, das bislang nur gut trainierten Radlern vorbehalten war. Ein schönes, befriedigendes
Gefühl für all diejenigen, die bislang im Leben ständig überholt wurden. Doch - anstatt sich der
neugewonnenen Mobilität zu erfreuen, scheucht man die langsameren Radweg-Nutzer zur Seite und
schreckt auch nicht davor zurück, diese als lebende Slalomstangen zu missbrauchen.
Eigentlich war ich – und bin es auch noch – ein Befürworter der Elektro-Fahrräder. Akku und ein kleiner
Elektromotor verleihen den in die Jahre gekommenen Radlern förmlich Flügel, so dass sie auch noch im
hohen Alter ihre Lieblings-Ausflugsorte ansteuern können. Die Pedelecs sind somit Fluch und Segen zugleich – denn leider tragen sie erheblich dazu bei,
dass es - in Anlehnung an den Titel eines US-Filmklassikers – am Wochenende wieder heißen wird „Auf dem Radweg ist die Hölle los“
Und wie sagte der englische Schriftsteller T.S. Eliot so treffend: „Die Hölle, das sind wir selbst"
© Klaus Ahlfänger
Schnell weg - Opa rast mit Pedelec