Klaus Ahlfänger
Spam
Heute schon gespamt?
Bis vor einigen Jahren waren die Absender unerwünschter E-Mails vornehmlich auf
Mauritius oder im nicht ganz so fernen Liechtenstein beheimatet. Mag sein, dass ich
seinerzeit vorschnell diese exklusiv nur an mich gerichteten Angebote als unseriös
eingestuft hatte, Ja, da war von 15 Prozent Jahresrendite die Rede und wenn ich
Anteilseigner eines noch zu errichtenden Sägewerks in der Sahara geworden wäre, hätte
meine Kapitaleinlage sage und schreibe mindestens 30 % p.a. abgeworfen, wobei mir
auch noch als Deputat die kostenlose Lieferung von einem Kubikmeter Kaminholz
zugesichert wurde. Zudem offerierte mir man aus allen Erdteilen leistungssteigernde
Pillen, die auf Wunsch in neutraler Verpackung zum bedürftigen Empfänger zur
Auslieferung gelangten.
Doch das alles ist „Spam“ von gestern, denn endlich haben die Gesetzgeber einen
Riegel vor diese aufdringlichen Werbemethoden geschoben. Längst ist neues Unheil über uns gekommen, dessen
Ausmaß und Wirkung es mit manch biblischem Schreckenszenario aufnehmen könnte. Zwischenzeitlich hat sich
nämlich ein Heer von Hardcore-Spammern gebildet, das sich aus Bekannten- und Freundeskreisen rekrutiert.
Unaufgefordert mailt man mir täglich eine Unzahl von Links zu, die ich unbedingt anklicken müsse, weil man sich selbst
dabei fast zu Tode gelacht habe. Ja – aber eben nur fast! Diese Hinweise auf irgendwelche Funpics, niedliche
Katzenfotos, Videos mit dusseligen Autofahrer/Innen oder zotige Witzportale haben sich zu einer wahren Plage
ausgeweitet. Hinzu kommt noch, dass man dem gähnend langweiligem Urlaubsbildergucken nicht mehr entgehen
kann, weil diese in der Regel gleichausehenden Fotos auf externen Servern ausgelagert werden, um sie dann einer
limitierten Zahl von Opfern mittels Kennwort zugänglich zu machen.
Wie bereits erwähnt, leben diese Spammer nicht mehr auf Mauritius, sondern sie wohnen in Dinslaken oder
schlimmstenfalls gleich um die Ecke, so dass man jederzeit die vorwurfsvolle Frage befürchten muss: „Hast du dir denn
nun endlich mal die lustigen Bilder angeschaut, sind doch zum Kreischen, nicht wahr?“
„Die Rache ist mein; ich will vergelten,“ so lautet es in der Bibel. Ich werde jetzt eine Rund-Mail an mindestens 150
Personen senden, in der ich die Empfänger bitten werde, meinen Anti-Spam-Beitrag aufmerksam zu lesen. Vielleicht
hilft es mir.
© Klaus Ahlfänger